Form Follows Function: Zugegeben, würden Entwickler beim Entwurf von Websites nur diesem Leitsatz folgen, dann wäre das Internet sicherlich nicht so spannend und vielfältig gestaltet, wie es heutzutage der Fall ist. Design und „technische Spielereien“ würden schnell auf der Strecke bleiben. Zum Glück haben die meisten Entwickler aber auch ein Händchen für ansprechendes Design oder zumindest Unterstützung von guten Webdesigner*innen. Trotz alledem sind die schönsten Websites am Ende nichts wert, wenn sie keiner bedienen kann. Aus diesem Grund steht Usability, also Benutzerfreundlichkeit, bei der Konzeption einer Website mit an oberster Stelle. Wer gute Usability sicherstellt, legt einen Grundstein dafür, dass viele Menschen mit der Webpräsenz problemlos umgehen können.
User-Experience oder Usability
Zunächst einmal sollte die Abgrenzung von Usability zur User-Experience geklärt werden. Die beiden Begriffe mögen augenscheinlich das Gleiche meinen, sind aber streng zu unterscheiden.
Während Usability die Benutzerfreundlichkeit meint, umfasst User-Experience (kurz: UX) noch andere Bestandteile. Wie der Name bereits verrät, steht User-Experience für das Nutzer-Erlebnis. Zusätzlich zur Benutzerfreundlichkeit wird vor allem ein Augenmerk auf die Erfahrung gelegt, die ein Nutzer beim Besuch einer Website macht. Hier spielen viele, oft auch schwer messbare Faktoren eine Rolle. Darunter fallen unter anderem Design-Elemente, die über einen praktikablen Nutzen hinaus implementiert werden. Gemeint sind damit graphische Spielereien wie anspruchsvolle Animationen oder Übergänge. Diese sind für die Handhabung und Bedienbarkeit einer Website zwar nicht essenziell, können das Erlebnis eines Users aber positiv beeinflussen. Daher hat Usability eine eher pragmatischere Sichtweise, es geht hierbei vielmehr darum, die grundlegende Funktionalität zu gewährleisten.
Es ist als Teil der User-Experience anzusehen, der beschreibt, ob eine Website leicht bzw. verständlich zu bedienen ist, und ist oftmals auch die Grundlage für eine gute User-Experience.
Usability Leitgedanken
Drei Schlagwörter werden als Leitgedanke für gute Usability aufgefasst:
Effektivität, Effizienz und Zufriedenstellung
Ferner sollte das Ziel guter Usability sein, einem Nutzer eine Website zu bieten, welche die Informationen effektiv, effizient und zufriedenstellend zur Verfügung stellt. Dies bedeutet beispielsweise, dass sich Informationen nicht hinter zahlreichen Untermenüs verstecken.
Aus diesem Leitgedanken lassen sich fünf konkrete Prinzipien ableiten.
5 Prinzipien für gute Usability
Zugänglichkeit
Das bedeutet grundsätzlich, dass eine Website möglichst schnell und einfach alle Informationen zur Verfügung stellt, und zwar zunächst einmal für alle Benutzer. Im weiteren Rahmen berücksichtigt Zugänglichkeit auch Menschen mit Behinderung, allen voran sehbehinderte Menschen. Gerade für diese sind sauber und übersichtlich aufgebaute Websites unerlässlich, da Text-to-Speech-Programme nur auf diesen gut funktionieren. Zuletzt bezieht sich Zugänglichkeit auch auf eine technische Komponente, wobei hier vor allem kurze Ladezeiten und eine optimale Darstellung auf einer Vielzahl von Endgeräten gemeint sind. Zugänglichkeit sollte immer sichergestellt werden und ist die Basis, auf der die anderen Prinzipien der Usability aufbauen.
Übersichtlichkeit
Dieses Prinzip hält überladene und verspielte Designs wohl am ehesten in Schach. Übersichtlichkeit ist dann gewahrt, wenn User schnell an ihr Ziel gelangen. Damit kann der Weg zu einem Produkt aber auch zum technischen Support gemeint sein. Ziel ist es, neben einem ansprechenden Erscheinungsbild die Effizienz einer Website sicherzustellen. Die Frustrationsgrenze ist bei den meisten Usern relativ gering, gerade wenn es um scheinbar banale Aufgaben geht. In Zeiten, in denen viele von ihrem Smartphone ein hohes Level an Übersichtlichkeit gewohnt sind, haben unübersichtliche Websites eine Schockwirkung. Wer User also nicht vergraulen möchte, sollte dafür sorgen, dass der Webauftritt leicht zu entschlüsseln ist und die Navigation übersichtlich bleibt. Nicht zuletzt, um auch das nächste Prinzip umzusetzen.
Verständnis
Obwohl inzwischen ein immer größer werdender Teil der Bevölkerung mit dem Internet groß geworden ist und man von sogenannten „Digital Natives“ sprechen kann, ist der Besuch einer neuen Website, App oder sonstigen Anwendung immer mit einem Lernprozess verbunden. Dabei ist es für neue User von Vorteil, wenn das Design nicht nur übersichtlich, sondern auch intuitiv gestaltet ist. Konkreter heißt dies, die gesamte Struktur der Website mit bereits etablierten Mustern abzugleichen und gegebenenfalls daran anzupassen. Ein Beispiel hierfür wäre, dass bei Onlineshops meist die verschiedenen Produktkategorien entweder in einer Zeile unterhalb des Websitekopfes oder in einem Drop-down-Menü auf der linken Seite aufgelistet werden. Dies ist ein Muster, das die meisten Menschen bereits kennen und mit deren Handhabung sie bestens vertraut sind. Berücksichtigt man dieses „klassische Design“ beim Entwurf einer neuen Website, wirkt diese gleich viel vertrauter und umgänglicher.
Glaubwürdigkeit
Wie man Glaubwürdigkeit sicherstellt, lässt sich nicht in einfache Regeln fassen. Dennoch kann man sagen, dass Transparenz einen hohen Stellenwert genießen sollte. Eine Website, die klar vermittelt, wer hinter ihr steckt, schafft für User ein ungemein vertrauensvolleres Umfeld. Allerdings ist der Aufbau von Seriosität eine Aufgabe, die eine für Usability-optimierte Website nicht alleinig leisten kann. Vielmehr sollte im Rahmen der Umsetzung von guter Usability auch versucht werden, die Glaubwürdigkeit, die ein Unternehmen sich erarbeitet hat, auch in die digitale Welt zu übertragen. Sie sollten darauf achten, bereits etablierte Praktiken auch in die Webpräsenz zu übertragen, wie beispielsweise einen ausgereiften und persönlichen Kundensupport.
Relevanz
Das ist zwar das letzte der fünf Prinzipien, sollte aber nicht vernachlässigt werden. Es wäre unvorteilhaft, überladene und teils belanglose Informationen auf seiner Website zu veröffentlichen, wenn man zuvor akribisch auf die bereits genannten Punkte wie Zugänglichkeit, Übersichtlichkeit und einen leicht verständlichen Aufbau geachtet hat. Dies würde die bisherige Arbeit zunichtemachen. Die übersichtlichste Struktur bringt am Ende nichts, wenn ein User die benötigten Informationen aus ewig langen Texten herauslesen muss. Hinzu kommt, dass die Aufmerksamkeitsspanne der meisten Internetnutzer heutzutage eher kurz ausfällt und daher lange Texte abschreckend wirken. Man muss nur einmal in Richtung der sozialen Netzwerke schauen, um zu erkennen, dass lange Beschreibungen eine eher untergeordnete Rolle spielen. Der Fokus liegt inzwischen vielmehr darauf, mit kurzen Texten die wesentlichsten Informationen zu vermitteln.
Stillstand ist Rückschritt
Dieses berühmte Zitat trifft auch auf Usability zu. Ist die Basis einmal erarbeitet, ist es wichtig, immer auf dem aktuellen Stand zu bleiben. Web-Usability ist keine Einmalaufgabe. Als bestes Anschauungsbeispiel hierfür dienen wohl Smartphones. In den letzten zehn Jahren haben sich die Bildschirmformate und -größen derart verändert, dass eine für die Technik von 2010 optimierte Website heutzutage aufgrund der größeren Displays durchaus zu klein wirken kann.
Auch hat sich im Bereich der Webprogrammierung viel getan und im Zusammenspiel mit leistungsfähigeren Endgeräten resultiert dies in immer neueren und besseren Websites, mit aufwendigeren Darstellungsmöglichkeiten. Der Stand von vor fünf Jahren kann hier bereits angestaubt wirken. Sie sollten also auch nach der Fertigstellung eines Projekts darauf achten, dass der aktuelle Stand dauerhaft sichergestellt wird. Dies kann in der Zukunft Kosten sparen.
Quellen: https://www.seokratie.de/usability-grundlagen/
https://99designs.de/blog/web-digitales-design/website-usability/
https://www.der-informationsdesigner.de/agentur-blog/webdesign/was-ist-gute-website-usability
Fotos: Adobe Stock/Rawpixel.com – stock.adobe.com
Adobe Stock/thatinchan – stock.adobe.com